Wir orientieren uns an Bildern und den damit verbundenen Werten. Bilder sind Manipulation des Verstandes. Wir nehmen ein Bild für “Wahr”. Ein Bild steht über dem Wort.
Zwei Arten der Bildübermittlung leiten unser Tun und Handeln. Einmal das direkte, visuelle Bild, und einmal jenes, welches in unserem Kopf entsteht, wenn uns jemand etwas erzählt oder wir einen Text lesen. So entstehen unsere Äußerungen “….ich muss mir erst ein Bild von der Sache machen…”.
Unsere Sprache ist mit Bildern durchsetzt, und wir verwenden beide Komponenten zur Manipulation. In angeblich sachlichen Diskussionen wird oftmals betont, dass es selbstverständlich nur um die Sache geht. Um den Anderen zu überzeugen, erfolgt ein Bombardement von Bildern und Sprache. Stemmen wir uns dagegen, werden das Tempo und die Bildsprache unseres Gegenübers in fast allen Fällen drastisch erhöht. Viele Partnerschaften zerbröseln an solchen Kommunikationselementen. In manch schlauen Büchern schreibt man dann von unterschiedlichen Kommunikationsebenen. Aus meiner Sicht stimmt dies nicht. Ich würde es als (un)bewusste Bildübertragung bezeichnen.
In Zusammenarbeit mit einem sozialen Projekt photographierte ich schwierige Jungs und Mädchen. Per Interview wurde das Selbstbildnis abgefragt, und wie sie gerne sein und nicht sein wollten. Danach photographierte ich zuerst das real aufgebaute Bild. Es folgte, per Unterstützung einer Visagistin, das Bild, wie er/sie sein wollten. Es gab keinen Spiegel, und somit auch keine Möglichkeit zu sehen was wir gestaltet hatten. Der Film wurde entwickelt und die Bilder jeweils in großen Prints nebeneinander gestellt. Was meinen Sie passierte? Die meisten lehnten ihr eigenes Bild ab, und fanden das, was sie sein wollten, erheblich besser. Wie ich später hörte, veränderten einige Jugendliche ihren bisherigen Lebensablauf dramatisch und zum Positiven um.
In den USA hat sich eine Fotografin darauf spezialisiert, nur übergewichtige Menschen zu fotografieren. Und zwar in allen Einzelheiten. Ihre Kunden hatten in den meisten Fällen alle Diäten erfolglos ausprobiert, das eigene Bild war die letzte Rettung. Alle Aufgenommenen zeigten sich bei der Bildpräsentation schockiert und deuteten an, unverzüglich ihr Bild zu verändern. Was ist hier passiert? Es ist die Bildaussage, welche über das Bild mit unserem Kopf kommuniziert. Und die Aussage war gnadenlos ungefiltert: So wolltest Du niemals sein.
Und eine solche Art der Mitteilung passiert jeden Tag mehrmals. Sei es über Medien (Fernseher, Zeitschriften usw.), oder aber über unsere Freunde, Lebenspartner, Angehörige. Solange uns keiner schaden möchte, ist dies kein Problem. Wenn jedoch, sei es aus Eigennutz oder Machtgehabe, Bilder zur Manipulation eingesetzt werden um eigene Interessen ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen, ist dies zu verurteilen, und der Bildsender aus dem Verkehr zu ziehen.
Die Reduzierung eines Bildes in seiner Aussage auf das Wesentliche, ist das, was immer wieder fasziniert und herausfordert.
Und doch werden nirgends derart viele Kommunikationsfehler gemacht wie in einem Bild. Und so wie manch einer es versteht leere Worthülsen zu verwenden, so gibt es auch leere Bilder. Schauen Sie sich einmal bewusst um, was uns manchmal als Bild vorgesetzt wird.
Ein Bild lebt von seinem Kontrast und der Bildaussage.
Nehmen wir einmal die allseits beliebten Portraitbilder. Schauen Sie sich Bilder an, wo nur das Gesicht zu sehen ist. Vielleicht stimmen Sie mit mir überein das annähernd alle Portraitbilder grausam langweilig fotografiert wurden. Dies deutet darauf hin, dass sich der Fotograf in keinster Weise mit seinem Motiv auseinandergesetzt hat, zudem legte der/die Fotografierte keinen Wert auf sich selbst. Schlicht und ergreifend: solche Bilder sind das Papier und Geld nicht wert. Ein Bild für die Tonne.
Wofür steht ein Bild? Mit einem Bild können Sie: Stimmungen erzeugen, Menschen beeinflussen, Meinungen bilden, sich ins (richtige) Licht rücken, Ihre Umgebung verändern. Ihr Bild ist das steuernde Element in Ihrer Lebensgeschichte.
Große Unternehmen machen sich die Wirkung der Bilder zueigen. Hier finden wir den Begriff “Unternehmensleitbild”. Wenn Sie bei Mars als Mitarbeiter das Gebäude betreten, stoßen Sie als erstes auf die hauseigenen Leitsätze. Diese wiederum fügen sich zu einem Bild zusammen, welches vermittelt: “Wir bei Mars”.
Werden Sie sich der Macht des Bildes, vor allem Ihres Bildes, bewusst. Geben Sie sich nicht zufrieden mit lieblosen Bildern, sondern gestalten Ihr persönliches Bild liebevoll und ausdrucksstark. Wenn Sie dies wollen und umsetzen, sind Sie bereit für meine Art der Photographie.