Gehörnte Gesellen gegen böse Geister – ein Jahrtausende alter Brauch
In den Nächten vom 4., 5. und 6. Dezember geht es in vielen Allgäuer Ortschaften alles andere als besinnlich zu. In Felle gekleidet, mit Masken verhüllt, Hörner oder Geweihe auf dem Kopf und Ruten in der Hand – so ziehen junge Burschen beim Klausentreiben durch die Straßen, begleitet von klingenden Kuhschellen und rasselnden Ketten. Der Brauch reicht Jahrtausende zurück, als die Menschen versuchten, die Dämonen der langen dunklen Winternächte auf diese Weise zu vertreiben. Dabei stehen die Geweihe stehen für besondere Stärke: Forschern zufolge verehrten die Kelten hirschköpfige Gottheiten, und schon in der Steinzeit soll es Medizinmänner in Hirschgestalt gegeben haben. Das traditionelle Gebäck zum Klausentag erinnert ebenfalls an keltische Sitten. So symbolisiert das runde „Laible“ die Wintersonnwende, das „Klausenmännle“ steht für eine Naturgottheit, deren Kraft mit dem Essen auf die Menschen übertragen werden sollte.
Heute werden beim Klausentreiben oft weniger die Geister, sondern vielmehr die Zuschauer gejagt, die das Spektakel in vielen Orten in großer Zahl verfolgen. Gerne nutzen auch die jungen Männer die Chance, auf diese Art ihrer Angebeten näher zu kommen. Und doch ist der Brauch vielerorts noch tief verwurzelt: In Oberstdorf beispielsweise werden die Klausen von den Familien wie der Nikolaus erwartet. Laible, Mandarinen und Glühwein stehen bereit, wenn die wilden Gesellen ins Haus kommen. Die Kinder tragen ihnen ehrfürchtig Gedichte oder Lieder vor und werden – natürlich nur wenn sie auch „brav“ waren – mit kleinen Gaben beschenkt.
Die weibliche, aber kaum weniger wilde Variante sind die Klausenbärbele, die schon am 4. Dezember unterwegs sind – dem Tag, der im Allgäu früher als Gabentag galt. Ihre hexenähnliche Verkleidung besteht aus Fetzengewändern, Masken aus Flechten, Moos und anderen Naturmaterialien, großen Schellen und Besen aus Birkenreisig und Weidenruten. Die Bärbele sagen nichts, sondern fegen in wildem Tanz Höfe und Straßen. Wer ihnen zu nahe kommt, erhält schnell einen sanften Hieb mit dem Besen, der allerdings als glückbringend und Fruchtbarkeit fördernd gilt. Kinder und Mütter werden von ihnen mit Nüssen, Äpfeln und anderen kleinen Gaben beschenkt. Auch das Bärbeletreiben hat verschiedene Wurzeln. Vor allem aber geht es auf die Heilige Barbara zurück – unter anderem die Schutzheilige der Mädchen –, der am immer am 4. Dezember mit verschiedenen Bräuchen gedacht wird.
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Simone Zehnpfennig
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