Kein Mensch käme in NRW auf die Idee, ein Volksfest für und über Kühe zu veranstalten. Anders ist es im Allgäu. Dort ist die Bindung zwischen Mensch und Tier intensiver und respektvoller. Jedes Jahr im September wird das Vieh von den höher gelegenen Weideflächen hinab ins Tal geführt. Gemeinsam mit meiner Frau begleiteten wir den Alpabtrieb vom Wecken der Kühe bis hin zur Ankunft in Bad Hindelang. Ein imposantes Schauspiel mit langer Tradition. Der Viehscheid
Wir fahren gegen 04:30 Uhr in das kleine Bergdorf Hinterstein. Von hier aus ging es zu Fuß in Richtung Weideflächen. Ohne Taschenlampe, ohne Reden, blieb jeder mit seinen Gedanken bei sich. Nach gut einer Stunde erreichen wir ein Hochtal, und schauen hinab auf die noch schlafenden Kühe. Dann bricht die Morgendämmerung an, und der Weckruf des Viehs beginnt durch den Oberalpmeister. Was dann geschah, hören Sie am besten selbst. Aber Achtung: es wird wirklich laut. Im Hintergrund hören Sie unseren Alpführer, der den Ablauf erklärt.
Gegen 06:30 Uhr kam die zweite Alpe herunter. Hier erlaubte ich mir einen kleinen Gag, in dem ich bei den Aufnahmen einen Blitz verwendete. Schauen Sie selbst:
Beim Viehscheid werden auch die jungen Burschen eingespannt. Und sie scheinen mit Herz und Seele bei der Sache zu sein.
Bedingt durch das enorme Marschtempo erfolgte kurz vor dem Ortseingang Hinterstein eine erste Rast. Und manch einer nutzt die Gelegenheit für ein interessantes Portraitfoto am Morgen.
Die Marschgeschwindigkeit von Mensch und Tier liegt übrigens in der Nähe eines Sprinters. Wir hatten erhebliche Mühe Schritt zu halten, bzw. es nach einigen Minuten aufgegeben. Auf welch schmalen Wegen das Vieh laufen muss, sehen Sie bei dieser Aufnahme.
Und manche Kuh konnte es nicht erwarten, wieder auf der heimischen Weide in Bad Hindelang zu stehen.
Gegen 09:30 Uhr kamen dann auch wir in Hindelang an. Wer nun denkt, das der Viehscheid ein regionales Ereignis sei, wurde eines Besseren belehrt. Tausende von Besucher strömten auf den Viehscheid-Platz. Was mag wohl die ein oder andere Kuh gedacht haben angesichts der Besuchermassen ? .
Fast 30.000 Besucher kamen an nur einem Tag zum Viehscheid. Uns wurde es einfach zu voll, und wir erkundeten lieber den Ort Bruck bei Hinterstein.
Allgäu-Idylle im kleinen Ort Bruck, abseits des Viehscheid-Trubels.
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