In den letzten Wochen gab es immer wieder Diskussionen mit Kollegen. Auf meinen Hinweis, doch einmal Donnerstags um 20:15 Pro7 einzuschalten, erntete ich nur Ignoranz. Ich kann mich des Eindrucks nicht verwehren, das, wenn ich einmal für wenige Minuten in das Format reinschaue, das ganze Storyboard an extremer Langeweile leidet.
Da wurde versucht, mit einem wild gewordenen Fotografen aus England frischen Wind rein zu kriegen. Nur: dieser Fotograf, der sich anmaßend über die Mädels äußerte, hatte nicht annähernd Stil und Format für irgendwelche Beurteilungen. Apropo Fotografen: es ist schon erschreckend, wen die Crew von Pro7 dem deutschen Zuschauer alles als Top-Fotograf verkaufen möchte. Da sitzt in der Jury mit dem Fotografen Schuller einer der für mich besten Fotografen in Deutschland, aber er macht, bis auf wenige Ausnahmen, fotografisch zu wenig. Ich unterstelle ihm mal, das er mit schmerzverzerrtem Gesicht dem wilden Fotografen aus England zugeschaut hat.
Weiteres Ärgernis: Die gesamte Sendung präsentiert sich völlig werbelastig, und erledigt sich damit selbst. Besucht man die entsprechenden Internetpräsentationen, schlägt wohl jeder sachkundige Marketing- u. Werbespezialist die Hände über den Kopf zusammen. Sie sollten die Seiten allerdings nur aufsuchen, wenn Ihr Browser absturzsicher eingerichtet ist. Es blinkt, es flasht, und letztendlich geht es um sogenannte Leads. Also Adressen, ob eMail oder Wohnanschrift. Überall kann und soll man sich registrieren und anmelden. Schlicht und ergreifend: eine Katastrophe. Das allseits beliebte “Product Placement” wird extrem überzogen.
Apropo Werbung. Wer sich schon mal gefragt hat, mit welchem Equipment bei Germanys Next Topmodel – by Heidi Klum – fotografiert wird, hier eine kleine Liste:
Was müsste Pro7 nun ändern, damit auch ich mich jeden Donnerstag um 20:15 Uhr angesprochen fühle? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Es fängt mit dem Zickenkrieg an, bis hin zu den Fehlentscheidungen am sogenannten Entscheidungstag, und schließt mit der Auswahl von kuriosen Fotografen ab. Alles Punkte, die mich absolut nicht interessieren und nicht überzeugen.
Dann die Glaubwürdigkeit der Jury. Ich bin davon überzeugt das die Jungs ihren Spaß haben, aber letztendlich muss der Zuschauer glaubhaft unterhalten werden. Wenn jedoch ein Mädchen wie Miriam (Miss 100.000 Volt) gecancelt wird, gleichzeitig aber wesentlich schlechtere Models bleiben dürfen, dann stimmt einfach was nicht.
Im Format spiegelt sich auch der Spruch wieder: “…mit Geld wird jede Kreativität erschlagen…”. Angesichts der Existenzsorgen vieler Zuschauer halte ich es für befremdlich, eine Welt für gerade mal 18-jährige Küken zu eröffnen, die vor allem eines nicht kennt: Geldsorgen.
Die Frage, was leisten die Mädels letztendlich, muss auch gestellt werden dürfen. Denn die Antwort lautet: nichts. Und wer nichts leistet, hat auch keinen Anspruch auf geldliche Entlohnung. Das mag jetzt zwar unfair geschrieben sein, aber angesichts der avisierten Zielgruppe von Pro7 finde ich es extrem zwiespältig, wie hier mit geldlichen Ressourcen geködert wird. Aufklärung könnte nur eine Offenlegung der Vertragsregelung sein, oder eine Stellungsnahme der Verantwortlichen. Beides wird sicherlich nicht geschehen, da es auch unüblich wäre.
Und es geht selbstverständlich primär nicht um Fotografie. Das ist auch klar. Aber das transportierte Bild von Germanys Next Topmodel verblaßt zusehends Richtung Nullnummer und negativem Quotenkiller.
4. Mai 2010 | Gespeichert in der Kategorie: Germanys Next Topmodel - by Heidi Klum | | Heute: 0
Schlagwörter: Fotografen, heidi-klum, pro7
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