Wir hatten es uns so schön gedacht. Eine fotografische Dokumentation der Zechen in Bochum. Schließlich steht und stand das Ruhrgebiet in den letzten Jahren, vor allem durch die Ruhr.2010, im Focus von Kultur und Kunst. Doch will man überhaupt auswärtige Gäste in der Stadt haben? Wahrscheinlich eher nein.
Herbert Grönemeyer besang in den 80ern Bochum mit dem Refrain „Bochum ich komm aus Dir…”. Herbert wäre wohl auch besser dort geblieben, denn verstanden hat man im Ruhrgebiet nichts. Da wurden wahnwitzige Summen an Subventionen in die Städte gepumpt mit dem Ergebnis, alles so zu lassen wie es ist. Doch der Reihe nach. Und ja, mir steht der Schaum noch vor dem Mund.
Es herrschte schönstes Frühlingswetter, und am vergangenen Wochenende wollte ich einen lang gehegten Plan umsetzen. Ein Besuch der Zechenkultur in Bochum. Das erste Objekt überließ ich dem Navigationsgerät. Stadt eingegeben, den Punkt „Kulturelle Sehenswürdigkeiten” gewählt, und schon stand auf dem Display „Zeche Hannover”. Ok, warum nicht. Meine Equipment für Outdoor-Shootings eingepackt, und los ging es Richtung Zeche Hannover. Zeitdauer nach Navi ca. 40 Minuten.
Auf der Autobahn befinden sich ab Witten etliche Schilder mit Hinweisen auf Zechen. Stutzig wurde ich nur bei den Ausfahrtsschildern. Denn hier war nur die jeweilige Stadt vermerkt. Wir befanden uns aber noch in guter Laune, und ich war mir sicher das uns eine unproblematische Schilderführung in Bochum erwartet. Dann führte uns das Navigationsgerät hinein in die Stadt Bochum.
Große Schilder, viele Schilder, noch mehr Schilder. Aber kein einziges Hinweisschild auf unsere Zeche Hannover. Eigentlich gab es keinen Hinweis auf irgendeine Zeche. Dafür hätten wir aber die Starlight-Halle sofort gefunden. Macht nix, wofür haben wir denn ein Navigationsgerät. Plötzlich stehen wir vor einer Baustelle. Pech gehabt, und auch das Navi scheint sich nicht mehr sicher zu sein wie es weiter geht. Zwischen „Bitte wenden…” mitten auf der Hauptstraße und links-rechts-geradeaus-Baustelle zickte das Navi plötzlich nur noch rum.
Nach gut 1 1/2 Std. Fahrtzeit endlich das Objekt unserer Begierde. Auf der linken Seite durften wir die Zeche Hannover bewundern, und wir freuten uns auf einen Kaffee und feste Nahrung. Doch wir kamen ins Grübeln angesichts eines leeren Parkplatzes.
Imposant und ohne Beschilderung präsentiert sich das Zechengelände in der warmen Frühlingssonne.
Und dann folgte das, was als worst-case bezeichnet werden kann. Die Zeche war geschlossen. Die Tore zu, kein Eintritt, kein Kaffee, keine feste Nahrung, kein Spaß. Fassungslos stand ich irgendwie rum, und mir fehlten die Worte.
Was wollte uns Fritz Pleitgen hinsichtlich der Ruhr.2010 eigentlich erzählen? In Duisburg herrschen desaströse Seilschaften, Essen kämpft seit Jahrzehnten mit seiner Infrastruktur, und Bochum taumelt zwischen Opel-Werk und Provinzposse hin und her. Nachhaltigkeit, wie sie seitens der Stiftung Ruhr.2012 publiziert wird, können Sie hier nachlesen, sieht anders aus.
2 Responses to Systemfehler: Bochum – die Stadt der Zechen und Industrie –